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Nachdem 1932 die absolute Monarchie durch eine konstitutionelle ersetzt worden war, erhielt Corradi Feroci (damals nannte er sich noch so) von der neuen Regierung den Auftrag, ein Denkmal für Khorat zu entwerfen. Es sollte eine Statue von Thao Suranari (ท้าวสุรนารี) werden, eine Heldin im Kampf gegen die Laoten. 1827, als Vientiane unter siamesischer Souveränität stand, erhob sich der König von Laos, Anuvong,, um die Unabhängigkeit von Siam zu erringen, und fiel mit einer Armee in Khorat ein. Bei dem erfolgreichen Abwehrkampf soll nach Prinz Damrong Thao Suranari, die Frau des Gouverneurs von Khorat, eine entscheidende Rolle gespielt haben. Doch waren die 1857 verstorbene Thao Suranari und die ganze Geschichte beim Volk von Siam, auch bei den Bewohnern Khorats, in der Mitte der dreißiger Jahre, als die Revolution stattfand, praktisch in Vergessenheit geraten.
Aber 1933 gab es in Khorat eine von Prinz Boworadet angeführte royalistische Rebellion, die deutlich machte, dass die Bewohner von Khorat keineswegs 100% hinter der neuen konstitutionellen Monarchie standen. Das Monument der Heldin, die geholfen hatte, eine Rebellion gegen die Zentralregierung von Siam zu unterdrücken, sollte die Bewohner Khorats daran erinnern, dass eine Rebellion gegen die Zentralgewalt in Bangkok keinen Erfolg versprach. Das Denkmal sollte eine Erinnerung an die (früheren) patriotischen Tugenden der Khorater sein. Die Geschichte wurde stark ausgeschmückt und popularisiert. Das Denkmal wurde im Januar 1935 feierlich enthüllt, es stand (oder steht noch?) am Tor von Khorats rekonstruierten Stadtmauern.
1967 wurde an anderer Stelle (am „central square“) eine weitere Statue aufgestellt, modelliert nach der alten Statue Ferocis. In den frühen neunziger Jahren hat sich hier eine Art Verehrungskult entwickelt, wo Blumen niedergelegt und Räucherstäbchen angezündet werden. Im Zusammenhang damit entstand ein lebhaftes Geschäftsleben in der unmittelbaren Nähe der Statue. Hier sprach man liebevoll von „Großmutter Mo“ ( ย่า โม). Denn Thao Suranari war ein Titel (etwa: „gallante Dame“), ebenso wie ihr Titel „Khun Ying“ von Rama II verliehen. Eigentlich hieß sie einfach (Frau) Mo.
Aber ein lokaler Lehrer demystifizierte die Gestalt und zeigte auf, welche Gedanken hinter der Politisierung dieser Figur in Wahrheit steckten und wie die Fakten durch nationalistische Ideologie verfälscht worden waren. Er verließ Khorat schon bald fluchtartig , da er um sein Leben fürchten musste. 1995 schrieb dann eine Studentin der Thammasat-Universität eine Masterarbeit über die Hintergründe, woraufhin in Khorat eine Protestdemo mit 50.000 Teilnehmern stattfand. Ein Büchlein, das die Studentin zum Thema schrieb, wurde in Thailand verboten.
Es muss noch gesagt werden, dass mir nicht klar ist, ob es sich wirklich um zwei Denkmale handelt, wie ein Kapitel „mnemonic sites“ in einem detaillierten Buch über thailändische Geschichte beschreibt, oder nur um ein Denkmal, das man an einen neuen Platz gestellt hat, wie Quellen im Internet behaupten… Vielleicht wohnt ja jemand von Euch in Khorat und weiß etwas darüber?
Erwin
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