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Thema: Höllengeld

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  1. #1
    Neuer Avatar von thedi
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    AW: Höllengeld

    Zitat Zitat von Erwin Beitrag anzeigen
    ... die flammende Perle...
    Handelt es sich bei dieser "flammenden Perle" um die Art Ball, die bei Drachenprozessionen in Thailand vor dem Drachen her tanzt? Ich habe mich immer gewundert, was dies bedeutet - und bekam bis jetzt nirgends eine Antwort. Weisst Du etwas darüber?

    Mit freundlichen Grüssen

    Thedi

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  2. #2
    Mitglied Avatar von Erwin
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    AW: Höllengeld

    Drachen mit flammender Perle sind oft Motive auf Höllengeldscheinen. Die hier gezeigte Note ist ein Beispiel dafür. Sie tauchte erstmals in den frühen 90er Jahren in Südthailand auf, stammt ursprünglich aus China, wurde über Malaysia (Penang) nach Hadyai und Nachbarstädte importiert.
    Ich werde später noch auf das Drachenmotiv genauer eingehen, hier nur kurz (wg. Thedis Anfrage) zu der Perle: Ja, auch die Drachenperle stammt aus dem Atem des Drachens, ganz wie beim Qilin. Die Perle ist ein magisches Objekt, wer eine solche Perle isst, wird selbst zum Drachen.
    Der Legende nach hat ein gewisser Xiao Sheng eine solche Drachenperle gefunden. Eigentlich hätte er die Perle seinem Herrn weitergeben müssen, um das nicht tun zu müssen, verschluckte er die Perle und wurde selbst zum Drachen.
    Im Daoismus (=Taoismus) wird die Drachenperle als Symbol der Unsterblichkeit angesehen. Nach gewissen Quellen haben nur männliche Drachen eine solche Perle, sie soll in der Halsregion sitzen und kann ausgeatmet werden.
    Oft sieht man 2 Drachen beieinander, die um „die Perle kämpfen“, nach anderen Quellen „mit der Perle spielen“.
    Erwin
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  3. #3
    Mitglied Avatar von Erwin
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    AW: Höllengeld

    Bei dem hier gezeigten Schein, ab 2016 in Bangkok gedruckt, handelt es sich um einen recht einfach gehaltenen 100er. Interessant ist die Nummer, die der individuellen Kontrollnummer auf Banknoten entspricht, hier natürlich eine Konstantnummer (also bei jedem Schein dieselbe). Die „9“ ist nach thailändischen Glauben glücksbringend. Das soll damit zusammenhängen, dass „gau“ 9 heißt, aber auch ähnlich klingt wie der erste Teil von „gaonah“, was Fortschritt bedeutet.
    Die ausgebende Bank heißt 冥都銀行, gesprochen Mingdu yinhang, was mit Dunkelwelt-Bank übersetzt werden kann.
    Man sieht auch, wie früher* auf fast alen echten chinesischen Geldscheinen, 2 kleine rote viereckige Siegel.
    Es sind die Siegel des Bankdirektors Yu-Huang (rechts) und seines Stellvertreters Yan Luo (links). Ihre Namen sind in den Quadratsiegeln mit einer besonderen Schrift, eben der Siegelschrift, geschrieben.

    * die kommunistischen Scheine seit 1949 tragen keine Siegel mehr, so wie die Scheine der DDR keine Unterschriften mehr trugen

    Erwin
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  4. #4
    Mitglied Avatar von frank_rt
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    AW: Höllengeld

    weiß man, wie dieser brauch entstanden ist. oder hab ich ihn überlesen

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    veni, vidi, et abierunt

  5. #5
    Mitglied Avatar von Erwin
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    AW: Höllengeld

    Schon vor mehr als 1000 Jahren war es üblich, bei Begräbnissen dem Toten etwas Geld (Silber) auf den Mund bzw. in Grab zu legen. Doch haben Grabräuber systematisch diese Beigaben wieder ausgegraben. Daher kam man auf den Gedanken, statt der Silbermünzen Nachahmungen aus Ton beizugeben.
    Später wurde dann das Papiergeld erfunden und es lag nahe, nachgeahmtes Papiergeld als „Opfergeld“ ins Grab mitzugeben. Diese Opferpapiere waren oft (aber nicht immer) rot und gelb gefärbt, wobei „Gelb“ auf Gold hinweist.
    Die ersten solcher Opfergelder sahen nicht wie echte Geldscheine aus, stattdessen waren Münzen auf den Scheinen abgebildet. Auch bei den Geldscheinen der Mingzeit gab es Münzabbildungen, die Menschen damals konnten ja nicht lesen und man wollte ihnen deutlich machen, dass ein bestimmter Schein z.B. gleichwertig mit 300 Cashmünzen war.
    Erst nach der Xinhai-Revolution 1911, also nach Abschaffung des Kaisertums, wiesen die Scheine Merkmale von echten Banknoten auf, etwa Kontrollnummer, Nennwert, Siegel oder einen Banknamen.
    Da es jetzt auch viele ausländische Banken in China gab, die eigenes Geld herausgaben (z.B. die Deutsch-Asiatische Bank) und immer mehr Missionare im Lande wirkten, die den vorher in China unbekannten Begriff „Hölle“ verwendeten, nannte man die Scheine nunmehr (auf English) „hell bank notes“. Dieser Titel steht in English zusätzlich auf vielen Scheinen.

    Einen solchen Schein mit 200 Cash-Münzen (die meisten chines. Münzen waren aus Kupfer und hatte mittig ein 4eckiges Loch) bilde ich mal hier ab. Ich fand ihn in einem alten chinesischen Buch vom Ende des 19. Jahrhunderts. Ob der Schein wirklich aus der Zeit stammt, kann ich natürlich nicht sagen…

    Wann man auf die Idee kam, Höllengeld zu verbrennen statt dem Toten im Grab beizugeben, weiß ich leider nicht genau.
    Erwin
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    Geändert von Erwin (20.05.2017 um 19:28 Uhr)

  6. #6
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    AW: Höllengeld

    Fast alle Motive auf den Höllengeldscheinen haben eine symbolische Bedeutung. Auf manchen Scheinen ist z.B. eine Kiefer abgebildet. Wegen seiner winterharten, mehrjährigen Nadeln und seiner Vitalität wurde
    sie zum Symbol der Langlebigkeit und Beständigkeit. Das Harz der Kiefer gilt analog dem Blut von Mensch und Tier als animierte Seelensubstanz („animated soul-substance“). Daoistische Weise verzehrten Kiefernharz, weil sie glauben, dadurch ihr Leben verlängern zu können oder sogar die Unsterblichkeit erringen zu können. So soll der Gründer der Shanddynastie so lange gelebt haben, weil er viel Kiefernharz aß. Zhao-ju soll (nach de Groot, „Human Life Prolonged by Pines“ in „The Relious Systems of China“) 170 Jahre alt geworden sein, ohne dass ihm Zähne ausfielen oder das Haar grau wurde, weil er Kiefernharz aß.
    Es war eine alte Sitte, eine Kiefer auf das Grab eines Verstorbenen zu pflanzen. In der chinesischen Malerei wird kein Baum öfter abgebildet als die Kiefer.
    Manchmal gilt die Kiefer auch als Zeichen für das Eheglück, weil jeweils 2 Nadeln in einer Scheide stecken.
    Erwin
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  7. #7
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    AW: Höllengeld

    Manchmal findet man auf Höllengeldscheinen einen Fisch, der aus dem Wasser springt. Es handelt sich immer um einen Karpfen, denn die Tiere tragen in der Nähe des Mauls so genannte Barteln, die den Tieren als Geschmacks und Tastorgane dienen.
    Der Karpfen heißt auf Chinesisch Li, das ist lautgleich mit Li = Vorteil. Daher symbolisiert der Karpfen Vorteile im Geschäftsleben.
    Früher gab es in China die Sitte, einen gefangenen Karpfen freizulassen. Das sollte Glück bringen. In vielen Erzählungen wird berichtet, Drachen würden in der Gestalt von Karpfen im Wasser schwimmen. So sei auch einmal der Drachenkönig („Longwang“) als Karpfen gefangen und dann freigelassen worden.
    Auch in Thailand werden noch heute kleine Fische freigelassen, weil das eine gute Tat sei, erhofft man sich davon Glück.
    Der gezeigte 800.000.000er Schein tauchte in Bangkok erstmals nach 1990 auf. Er wurde von China importiert. Die merkwürdige Wertstufe 800.000.000 erklärt sich daraus, dass „8“ im Chinesischen eine Glückszahl bedeutet (im Thai ist die „9“)
    Erwin
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