wieder in Phuket

[Erwin]

Mein Schwager und seine Frau fliegen am 20.5. mit einer Gruppe von 12 Personen für eine gute Woche nach Kaschmir. Deshalb wollen wir am heute, am 18.5., nochmal mit dem Schwager zum Einkaufen nach Phukettown fahren. Insbesondere ins Central. Hier findet man normalerweise kaum einen Parkplatz, was für meinen Schwager kein Problem ist: wenn er mit seinem dicken Mercedes ankommt, fährt er zu „privileged parking“ und parkt dort.

Jetzt sah ich zum ersten Mal die neuen 20-Baht-Scheine. Sie sehen wir die alten Scheine aus, sind aber nicht aus Papier, sondern aus Plastik mit zwei kleinen durchsichtigen Fenstern. – Es wundert mich, dass man jetzt Plastikscheine einführt. Ich hatte nämlich in Deutschland eine größere Menge Bahtscheine preiswert gekauft (20% unter face value), darunter waren auch ein paar alte Plastikscheine (vor ein paar Jahren gab es 50-Baht-Scheine aus Plastik), die hat man hier auf der Bank nicht akzeptiert, weil sie von den Zählmaschinen nicht gezählt werden können.

Heute hatten wir Besuch von Thames, der Managerin unserer Siedlung, und ihrem Mann. Sein Auto hatte ein rotes Nummernschild und ich habe gefragt, warum rot? Er sagte, weil das Auto neu ist. Wenn man ein neues Auto (also kein gebrauchtes) Auto kauft, kriegt man zunächst ein rotes Schild, nach 6 Monaten wird es gegen ein weißes ausgetauscht. Solange man ein rotes Schild hat, ist das Auto steuerfrei. – Heute habe ich erfahren, was der Mann meiner Nichte im Internet lehrt. Er lehrt, wie man ein Vermögen aufbaut. Für Thais, daher alles auf Thai- Er scheint viel Geld damit zu machen. Mein Schwager war zunächst gegen ihn eingestellt und wollte die Heirat seiner Tochter mit ihm verhindern. „Er hat kein Geld“. Aber Thames hat sich durchgesetzt. Sie ist schon 42 und die biologische Uhr tickt.

Heute hat uns unser Schwager wieder in das Japanische Restaurant geführt. Er hat genau die Sachen bestellt, die ich beim letzten Mal als sehr lecker bezeichnet hatte. Das fand ich sehr aufmerksam von ihm.

Fortsetzung folgt, Erwin

[Erwin]

Heute kam nochmal Thames, meine Nichte und Managerin der Siedlung, uns besuchen. Da ihre Eltern in Richtung Kaschmir unterwegs sind, hatte sie wohl Langeweile und kam, um lange mir meiner Frau zu quatschen. Ich saß dabei, habe aber gelesen. Die beiden sprachen in ihrem Süd-Dialekt, für mich nicht einfach zu verstehen, besonders wenn sie schnell sprechen. Der Süddialekt der Thaisprachen verkürzt viele Wörter, aus Thalaeh (Meer) wird Laeh, aus Pratuh (Türe) wird Tuh usw. Dazu verwenden sie ganz andere Töne, das ist für mich verwirrend. Daher habe ich erst gar nicht zugehört. Aber auf einmal hörte ich so etwas wie „als sich meine Eltern vor etwa 10 Jahren scheiden ließen….“ Ich glaubte, nicht richtig verstanden zu haben, und als Thames weg war, habe ich meine Frau gefragt. Sie sagte, ja, es stimmt, aber das war nur eine Formalität, Als vor 10 Jahren die Schulden meines Schwagers so hoch waren, dass eine Insolvenz drohte, haben sie sich scheiden lassen. Die Hälfte seines Vermögens wurde der Frau überschrieben und war vor Beschlagnahmung nach einem Insolvenzverfahren gesichert. Damals musste er 1 Mio Baht an Zinsen zahlen, monatlich! Die Frau bat nun die Familie ihres Mannes, seinen Namen weiter führen zu dürfen (was nicht selbstverständlich ist), was ihr natürlich gewährt wurde. Da die beiden den selben Familiennamen tragen und weiter wie schon stets zusammenleben, weiß keiner von der Scheidung. Das ist mal wieder ein Beispiel dafür, dass in Thailand oft alles ganz anders ist, als es zu sein scheint. Frisches Geld von der Bank kann er sich jetzt nicht mehr leihen, er ist über 70 und etwa ab 65 geht nichts mehr.

Mein Schwager ist auch eine Art Hypochonder. Er ist mit allem vorsichtig und nimmt viel vorbeugende Medizin. Er hatte mich gebeten, zwei Testgeräte mitzubringen, ein Zuckermessgerät (kriegt man in deutschen Apotheken geschenkt, muss aber dann die Sensoren relativ teuer kaufen), ich sollte 100 oder 150 Sensoren mitbringen, weil er jeden Tag messen will, dabei ist er gar kein Typ für Diabetes! Und ich sollte ihm ein Blutdruckmessgerät kaufen. Hab ich gemacht und er benutzt beide Geräte täglich.

Heute habe ich wieder gemerkt, dass es auch gute Thais gibt. Meist finde ich sie bei den „einfachen“ Leuten. Als ich heute in der heißen Sonne eine Straße entlang ging, kam ein älterer Motorradfahrer. Sein Käppi wies ihn als Moslem aus. Er sah, dass ich Schwierigkeiten beim Gehen hatte und fragte, wohin ich gehen wolle. Ich erklärte ihm, ich sei auf dem Nachhauseweg, und zeigte ihm, wo das war. Er sagte, er möchte mich hinbringen. Angekommen, wollte ich ihm etwas Geld geben, genauer gesagt 200 Baht (das war es mir wert), aber er meinte, er möchte kein Geld. Wenn man sehe, dass jemand Schwierigkeiten hat, müsse man doch helfen. „Das macht das Mensch-sein aus“, sagte er.

Fortsetzung folgt, Erwin

[rampo]

50 Nadeln und 50 Teststreifen kosten ca 1000 Bahts bei uns , Blutzucker Kontrolle .

Fg.

[Erwin]

Danke, Rampo. Ich habe vergessen, was ich in D bezahlt habe. Ich vergesse so etwas, weil die Versicherung in D. bezahlt (leider nicht in Thailand).

Heute wollte ich ins Seashell-Museum, das wegen unzähligen Muscheln und Schnecken, auch Fossilien, berühmt ist. Gott sei Dank habe ich vorher angerufen, man sagte mir, wegen der Pandemie habe das Museum vor längerer Zeit geschlossen, man wisse noch nicht, wann man wieder öffne. Na ja, es gibt andere Museen hier. Als nächstes habe ich mir ein historisches Museum ausgesucht, das sich auf die Zeit der Zinngewinnung konzentriert.

Ich hatte mir vor ein paar Tagen ein Keyboard mit Thai- und Englischen Buchstaben gekauft. Als ich es jetzt benutzen wolle, stellte ich fest, dass es sich um ein schnurloses Keyboard handelt, also Batterien benötigt! Die hatte ich natürlich nicht. Thames (meine Nichte) will morgen vorbeikommen und die Batterien mitbringen. Dann kann ich endlich arbeiten.

Heute war ich zur Maniküre, Pediküre und Ölmassage. Direkt in unserer Nähe und sehr gut! Aber sie haben keine Kunden! Den ganzen Tag kommen 2-3 Kunden, meist Stammgäste, schwierig davon zu leben. Einen Kunden, ein Australier, der fast täglich kommt, habe ich kennen gelernt. Er ist 50 Jahre alt und war länger mit einer Isarnfrau zusammen. Nachdem er ein kleines Haus für sie finanziert hat, hat sie ihn rausgeworfen. Frustriert ist er in den Süden Thailands gekommen und sucht nun hier eine neue Frau. Ich verstehe nicht, warum so viele Farangs nicht wählen können.

Heute habe ich wieder „Ah-bpoh“ gegessen, ein Gebäck, das nur auf Phuket zu finden ist. Im Grunde ist es eine 20 cm lange Rolle aus dünnem, süßen Teig, sonst nichts. Schmeckt mir ausgezeichnet.

Heute kam Thames uns wieder besuchen, Ich weiß, dass ihr Vater ein Apartment im State Tower, Bangkok hatte. Er hatte das Apartment bei der Eröffnung gekauft, einmal als Investition, dann aber, weil er oft aus geschäftlichen Gründen nach Bangkok musste. Die Lage war und ist sehr gut am Ende der Silom-Road. Aber aus Gründen, die ich nicht kenne, ist der Ruf des State Tower gesunken, viele Geschäfte haben geschlossen, Starbucks (wo ich mich früher oft mit Bekannten verabredet hatte) z.B. ist verschwunden, viele Apartments stehen leer bzw. zum Verkauf, besonders die ohne Fenster (davon gibt es viele). Das Apartment meines Schwagers -mit Fenstern- hatte ursprünglich 7,5 Mio Baht gekostet. Mein Schwager hat jahrelang versucht, es für 14 Mio zu verkaufen, aber keinen Interessenten gefunden. Tochter Thames hat ihn dann überredet, im Preis nachzugeben und er hat es letztlich für 10 Mio Baht verkauft. Kein sehr gutes, aber auch kein schlechtes Geschäft, schließlich hat er das Apartment ca. 20 Jahre benutzt.

Erwin; Forts: folgt

[wein4tler]

In Österreich kosten die 50 Blutzuckerteststreifen an die € 35. Für ein halbes Jahr bekommt man 200 Stück von der Krankenkasse bezahlt. Die reichen leider nicht für 6 Monate, wenn man drei Mal täglich messen soll. Mit dieser Anzahl kommt man nur aus, wenn täglich nur ein Mal gemessen wird.

[Erwin]

Danke, wein4tler.


Heute habe ich Tom angerufen, das ist der ältere Bruder von Thames (der Managerin unseres Moobahns). Der hat es gut getroffen. Zunächst hatte der Vater ihm laufend geeignete junge Damen vorgestellt, Tom hatte sie alle abgelehnt. Stattdessen hat er heimlich im Internet gesucht und eine Dame kennengelernt, die ihn interessierte. Gegen den ausdrücklichen Willen des Vaters war er 3-4 Monate später mit ihr verheiratet. Er hat es gut getroffen. Die Dame sitzt im Vorstand einer bekannten Kosmetikfirma und verdient 200.000 Baht monatlich. Die beiden haben zwei Kinder (2 Jungen), Tom selbst spielt den Hausmann, arbeitet aber sonst nicht. Ich habe mit Interesse wahrgenommen, dass der Einfluss der Eltern in Heiratsangelegenheiten nicht mehr so groß ist wie früher.

So, die Batterie für das Keyboard habe ich jetzt. War aber nicht einfach für mich. Batterie richtig eingelegt, aber leider tat sich nichts, obwohl ich als Sprache Thai eingestellt hatte. Ich musste meinen Sohn Matthias anrufen, der meinte, ich solle mal die mitgelieferte und von mir beiseitegelegte Maus untersuchen (ich hatte ja schon eine Maus aus Deutschland). Schließlich fand ich an dieser Maus ein kleines Teil, das man herausnehmen konnte. Dieses Teil steckte ich auf den Rat meines Sohnes mal versuchsweise in der USB—Anschluss an meinem Laptop, und siehe da, alles funktionierte wie von Zauberhand. Kann jetzt also endlich Thai schreiben.

Ich muss unbedingt hier in Thailand eine Aufgabe finden, mit der ich die letzte Zeit meines Lebens sinnvoll verbringen kann. In D hatte ich verschiedene Hobbies, die kann ich aber allesamt hier in Thailand nicht ausführen. Der Hauptgrund ist, dass meine Literatur zu den Hobbies in D ist. Zuletzt hatte ich noch drei Hobbies, nämlich die Geschichte der chinesischen Banknoten (Literatur 1700 Bücher und Magazine!), Insekten und Pflanzen Südostasiens (über 30.000 Abbildungen aus Büchern und Internet), Höllengeld (die Chinesen denken, die Verstorbenen müssten in der Überwelt Geld benutzen, um gut leben zu können, und drucken dazu eigenes Geld, jedes Jahr neue Sorten, andere Orte haben jeweils ganz andere Scheine). Alle drei Hobbies musste ich aufgeben, das mit dem Höllengeld auch, weil ich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr durch China und andere Länder Ostasiens reisen kann. Meine Frau meint, da ich mich für das Leben der Thais interessiere, könne ich doch mit Thais ins Gespräch kommen und sie befragen. Ist eine Idee, mal sehen. Thames, die weiß, dass ich mich für die Religion der Chinesen interessiere, meint, ich solle alle chinesischen Schreine auf Phuket besuchen, fotografisch detailliert festhalten, mit den Mönchen reden, die Geschichte der einzelnen Tempel bzw. Schreine erfragen und dann im Internet darüber schreiben. Das klingt schon interessanter, aber ich weiß nicht, ob ich das noch schaffe. Mal sehen.

Gesundheitlich geht es mir nicht besonders. Ich habe, wie Ihr schon wisst, Krebs (Niere, Lunge, Nebenniere und wer weiß noch wo), Heilung unmöglich, man kann das Ende ein wenig hinauszögern. Von Thames habe ich erfahren, dass mir gegenüber seit mehr als 6 Jahren ein deutsches Ehepaar wohnt. Die Frau ist auch an Krebst erkrankt, bevor sie herkam, hatten deutsche Ärzte ihr gesagt, sie habe noch maximal 6 Monate zu leben! Einmal im Jahr fliegt sie nach Deutschland, wahrscheinlich zu ihren Ärzten. Gesehen habe ich das Ehepaar allerdings noch nicht, jeder lebt ja hier für sich.

Jetzt, nachdem das Haus nahezu komplett eingerichtet ist -nur der Garten muss noch gemacht werden- plätschern die Tage vor sich hin. Sonntag ist der Tag, an dem um 13 Uhr die Putzfrau zum Putzen und Waschen kommt. Montag ist der Tag, an dem die Putzfrau um 17 Uhr kommt, um die Wäsche zu bügeln, die sie am Tag vorher gewaschen hat. Und so fort. Es passiert nicht wirklich etwas, es gibt kaum Gesprächspartner, von den Verwandten meiner Frau abgesehen, kaum Besucher. Wie gesagt, ich muss eine sinnvolle Aufgabe finden.

Fortsetzung folgt, Erwin

[Enrico]

Wir sind vielleicht keine Vollwertigen Gesprächspartner, aber wir hören (lesen) dir sehr gerne zu. Ich denke ich spreche da für alle. Auch wenn es bei uns sehr ruhig geworden ist, bist du trotz allem eine sehr wertvolle Bereicherung für unsere kleine Runde hier. Sehr gerne würde ich dich eines Tages persönlich kennen lernen, ich hoffe das ist uns irgendwann möglich.

Sei bitte herzlichst gegrüßt aus dem sommerlichen Thüringen

Enrico