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Thema: Höllengeld

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  1. #1
    Mitglied Avatar von Erwin
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    AW: Höllengeld

    Fast alle Motive auf den Höllengeldscheinen haben eine symbolische Bedeutung. Auf manchen Scheinen ist z.B. eine Kiefer abgebildet. Wegen seiner winterharten, mehrjährigen Nadeln und seiner Vitalität wurde
    sie zum Symbol der Langlebigkeit und Beständigkeit. Das Harz der Kiefer gilt analog dem Blut von Mensch und Tier als animierte Seelensubstanz („animated soul-substance“). Daoistische Weise verzehrten Kiefernharz, weil sie glauben, dadurch ihr Leben verlängern zu können oder sogar die Unsterblichkeit erringen zu können. So soll der Gründer der Shanddynastie so lange gelebt haben, weil er viel Kiefernharz aß. Zhao-ju soll (nach de Groot, „Human Life Prolonged by Pines“ in „The Relious Systems of China“) 170 Jahre alt geworden sein, ohne dass ihm Zähne ausfielen oder das Haar grau wurde, weil er Kiefernharz aß.
    Es war eine alte Sitte, eine Kiefer auf das Grab eines Verstorbenen zu pflanzen. In der chinesischen Malerei wird kein Baum öfter abgebildet als die Kiefer.
    Manchmal gilt die Kiefer auch als Zeichen für das Eheglück, weil jeweils 2 Nadeln in einer Scheide stecken.
    Erwin
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  2. #2
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    AW: Höllengeld

    Manchmal findet man auf Höllengeldscheinen einen Fisch, der aus dem Wasser springt. Es handelt sich immer um einen Karpfen, denn die Tiere tragen in der Nähe des Mauls so genannte Barteln, die den Tieren als Geschmacks und Tastorgane dienen.
    Der Karpfen heißt auf Chinesisch Li, das ist lautgleich mit Li = Vorteil. Daher symbolisiert der Karpfen Vorteile im Geschäftsleben.
    Früher gab es in China die Sitte, einen gefangenen Karpfen freizulassen. Das sollte Glück bringen. In vielen Erzählungen wird berichtet, Drachen würden in der Gestalt von Karpfen im Wasser schwimmen. So sei auch einmal der Drachenkönig („Longwang“) als Karpfen gefangen und dann freigelassen worden.
    Auch in Thailand werden noch heute kleine Fische freigelassen, weil das eine gute Tat sei, erhofft man sich davon Glück.
    Der gezeigte 800.000.000er Schein tauchte in Bangkok erstmals nach 1990 auf. Er wurde von China importiert. Die merkwürdige Wertstufe 800.000.000 erklärt sich daraus, dass „8“ im Chinesischen eine Glückszahl bedeutet (im Thai ist die „9“)
    Erwin
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  3. #3
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    AW: Höllengeld

    Ein Forumsmitglied hat per e-mail gefragt, was das Tor bedeute, das auf der Note links oben zu sehen ist. Ich erlaube mir, die Antwort hier zu geben: Es ist ein so genanntes Drachentor.
    Was hat es damit auf sich?
    Nun, gewisse Stromschnellen in Flüssen werden Drachentore genannt. Ein solches Drachentor soll im Gelben Fluss (Huanghe) zu finden sein, eine anderes im Huangpu-Fluß, der durch Shanghai fließt und kurz vor der Mündung des Jangteflusses ins Meer noch in diesen hineinfließt.
    Auf Bildern werden diese „Drachentore“ meist nicht als Stromschnellen, sondern als dreiteilige Tore dargestellt. Der Legende nach sollen Karpfen, die es schaffen, sich durch ein solches Drachentor hindurch zu kämpfen, sich sogleich in Drachen verwandeln.
    Erwin

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  4. #4
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    AW: Höllengeld

    Auf einigen Höllengeldscheinen ist auch der Buddha der Zukunft, Milefo, abgebildet. Man sagt, der Buddhismus kenne einen500 Jahre währende Periode der Gründung, in der das „Rad des Gesetzes“ sich aktiv dreht, eine 1000 Jahre dauernde Periode der Ausbreitung und eine 3000 Jahre währende Periode des Niedergangs, in der es so weit kommen wird, dass die Gesetze des Buddhismus nicht mehr beachtet, ja sogar völlig vergessen sein können. Danach kommt Milefo, eine Manifestation des Maitreya, und setzt auf der Erde wieder die verlorenen Wahrheiten des Buddhismus durch. (nach Doré)
    Milefo steht als sitzende Statue oft in Tempeln. Er ist überaus leicht erkennbar: Sein Gesicht lacht, er hat dicke Wangen, die Kleidung lässt einen dicken Bauch frei. Er drückt in jeder Weise rundum Zufriedenheit aus. Europäer haben den Begriff „Lachender Buddha“ geprägt. Nach Eberhard kam der „Dickbauchbuddha“ in der Songzeit auf.
    Hier mal ein Bespiel eines älteren Scheines, von ca. 1930-1940. Die ausgebende Bank nennt sich Minguo-Bank, was Dunkelland-Bank bedeutet.
    Erwin
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  5. #5
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    AW: Höllengeld

    Oft findet man auf Höllengeldscheinen eine Gruppe von drei Männern, diese Gruppe wird Fulushou oder „3 Sterne“ genannt. Es handelt sich um die drei Personen Fu, Lu und Shou.
    Die drei Personen zusammen repräsentieren ein erstrebenswertes Leben in China.
    Fu soll ganz allgemein für Glück und Wohlhabenheit sorgen.
    Lu, dargestellt durch eine Person mit einer Kopfbedeckung, wie sie im alten China ein hoher Würdenträger trug, kümmert sich um den Status eines Menschen. Erhält einer einen höheren Posten, verdankt er das dem Lu…
    Shou, dargestellt durch einen alten Mann mit hoher Stirn, Pfirsich in der einen Hand, Stock in der anderen, bringt Gesundheit und langes Leben.
    In fast jedem chinesischen Haushalt steht eine Gruppe von drei Statuetten, eben Fulushou, in der Hoffnung, dass die drei wichtigsten Attribute eines guten Lebens eintreffen mögen…
    Kein Wunder, dass Fulushou auch auf Höllengeldscheinen zu finden ist, will man doch dafür sorgen, dass die Seelen der Verstorbenen auch Glück, Status und Gesundheit haben.
    Der hier gezeigte Schein wurde mir kürzlich aus Bangkok zugeschickt, wo er auch gedruckt wurde (ich kenne alle Druckereien in Thailand, die Höllengeld herstellen). Es lautet über 1.000.000.000 Yuan.
    Erwin
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  6. #6
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    AW: Höllengeld

    Die hier gezeigte Note über 50 (Baht) stammt ebenfalls aus Bangkok. Wie die Zahl recht oben andeutet, wurde sie im Jahre 2545 buddhistischer Zeitrechnung gedruckt, zieht man 543 ab, erhält man die Jahreszahl unserer christlichen Zeitrechnung, nämlich 2002. Das ist dann auch die Zahl, die man unten in der Mitte der Note findet.
    Ich habe mich gefragt, warum die Note außer dem Portrait links noch ein weiteres, geisterhaft wirkendes Portrait im rechten Teil der Note trägt. Zunächst wusste ich die Frage nicht zu beantworten. Aber als ich die Druckerei besuchte, in der die Noten gedruckt worden sind, und dabei auch mit dem Designer (es ist der Sohn des Druckereibesitzers) sprach, erfuhr ich, dass dies das Wasserzeichen einer echten Banknote nachahmen sollte!
    Erwin
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  7. #7
    Da Österreicher Avatar von wein4tler
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    AW: Höllengeld

    Interessant, dass das Geistergeld den realen Geldscheinen so nahe kommen soll. Das sind wahre Kunstwerke.
    Im neuen Wat Thung Setthi bei der Stadt Khon Kaen bewacht der Drache einen Geldschatz. Dieser besteht aber aus kopierten Geldscheinen.
    Einer trug sogar das Bild von Mao Tse Tung.

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    Vor dieser Drachengruppe saßen zwei ältere Frauen am Boden, die in ihrer Mitte ein rundes Holzbrett hatten mit seltsamen Zeichen darauf.
    Sie murmelten irgendwelche Sprüche oder Gebete. Dann wurde gewürfelt und in einem Buch nachgelesen und wieder gemurmelt.
    Ob das ein Orakel war, das hier befragt wurde?

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  8. #8
    Mitglied Avatar von Erwin
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    AW: Höllengeld

    Heute erhielt ich Post aus Bangkok, von meinem Sohn Matthias. Er war in Bangkoks Chinatown und hatte zufällig zwei Höllengeldsorten gesehen, die ihm höchst merkwürdig vorkamen. Und in der tat, sie sind ganz anders als die bisher aus Thailand bekannten. Sie zeigen nämlich japanische Motive.

    Die abgebildeten Personen sind von alten japanischen Geldscheinen, die während des 2. Weltkriegs umliefen, „gestohlen“ und etwas umgearbeitet worden.

    Bisher war bekannt, dass in Thailand verwendete Höllengeldscheine entweder im Bangkok selbst gedruckt bzw. aus China und in seltenen Fällen aus Vietnam importiert werden. Jetzt gibt es auch aus Japan importierte!

    Ob sie auch von Chinesen in Japan benutzt werden oder speziell für Thailand gedruckt worden sind, lässt sich (noch) nicht sagen…

    Erwin
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  9. #9
    Inaktiv
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    AW: Höllengeld

    Hoellengeld, Wahnsinn, was es alles gibt.
    Ein sehr schooner Bericht!

    Hier verbrennt man auch Goldbarren aus Papier.

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  10. #10
    Da Österreicher Avatar von wein4tler
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    AW: Höllengeld

    Nicht nur Goldbarren aus Papier, auch Häuser und Autos aus Papier werden für die Verstorbenen verbrannt. Habe sie erst vor ein paar Tagen am Markt beim Thai-Chinesen zum Kaufen gesehen. Nachgemachte Euros gibt es auch schon.

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